Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

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Mein Name ist Tina Huckestein. Ich wohne in Sankt Goarshausen am Mittelrhein, die Ecke ist bekannt durch die Loreley.

In einer Nacht vor 36 Jahren auf dem Heimweg aus dem Club passierte es: das Auto, in dem ich mit vier Freunden saß, flog aus der Kurve, durchbrach die Leitplanke, wir stürzten 6 Meter 40 tief ins Flussbett des Rheins. Alle drei, die hinten saßen, hatten etwas an der Wirbelsäule, ich war mit 21 Jahren ein Querschnitt.

Die ersten Jahre waren hart, weil ich nicht akzeptieren wollte, nicht mehr laufen zu können. Also machte ich mich auf die Suche nach Hilfe. Vom Heilpraktiker über den Wunderheiler auf den Philippinen bis hin zu einem Guru in Wales war alles dabei. Durch die Kraft und die Möglichkeiten, die mir meine wundervolle Großfamilie gab, konnte ich die Lähmung aber irgendwann doch annehmen und begann mein neues Leben.

Mein Leben seitdem in Kurzform: Ich habe Theater gespielt, 28 Jahre beim Hessischen Rundfunk als Journalistin gearbeitet, geheiratet und im Jahr 2000 eine Tochter zur Welt gebracht.

Die Idee, ein Peer zu werden, bekam ich durch einen Artikel im Paraplegiker, dem Magazin der FGQ. Seit 30 Jahren bin ich dort Mitglied und lese die Zeitschrift regelmäßig. Der Rollstuhl spielt in meinem Leben keine große Rolle mehr, da ich genauso lebe wie ein Fußgänger – mit Ausnahme der manchmal notwendigen Operationen (was immer schrecklich ist) und zweimal wöchentlichen Physiotherapie-Terminen. Wenn man hart an sich arbeitet und eine positive Lebenseinstellung hat, ist es absolut möglich, ein erfülltes Leben zu führen. Das ist bei Fußgängern nicht anders. Die schwierigsten Probleme von Betroffenen sind, dass man in dem Moment, in dem die Diagnose Querschnitt kommt, keine Vorstellung davon hat, wie es weitergehen soll im Leben.

Alles ist anders, urologische Probleme, Schmerzen, bis sich der Körper auf die andere Situation eingestellt hat und vieles mehr. Jede Querschnittlähmung ist individuell, dadurch sind ganz unterschiedliche Probleme zu bewältigen. Die Höhe der Lähmung beispielsweise ist ausschlaggebend für die Bewegungsfreiheit.

Als Peer kann ich den Betroffenen Mut machen und aus meinen Erfahrungen berichten. Als Mutter möchte ich Frauen zeigen, dass es kein Problem ist, Kinder in die Welt zu setzen und einen Beruf auszuüben. Wenn man möchte, kann man mich alles fragen und in den meisten Fällen habe ich auch Antworten. Oder ich leite den oder die Betroffene(n) an einen Peer-Kollegen oder Spezialisten weiter.

Meine persönliche Botschaft? Es gibt immer einen Weg, und das Leben ist nicht nur zum Laufen da.