Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf!

Mein Name ist Jan Brachwitz, ich bin seit 2018 Peer in den Beelitz-Heilstätten.

  • Magst du dich kurz selbst vorstellen? Wer bist du, woher kommst du und wodurch bist du verletzt worden?

Ich bin 1971 in Lutherstadt Wittenberg geboren worden und nach meiner Ausbildung 1991 nach Siegen in NRW umgezogen. Im März 2002 hatte ich einen Arbeitsunfall, seitdem bin ich ein inkompletter Para. Vor dem Unfall habe ich als Elektriker gearbeitet und war kurz vor der Prüfung zum Meister. Mittlerweile bin ich selbständig mit einer Firma, die Handbikes und Zuggeräteversorgung anbietet – und lebe in Potsdam. Auf vielen Handbike-Touren in und um Potsdam hatte ich gesehen, wie schön und Rollstuhlfreundlich diese Stadt ist. Unsere drei Kinder sind erwachsen, das hat meiner Frau und mir 2017 schließlich ermöglicht, dorthin zu ziehen.

  • Wie kam es, dass du als Peer deine Erfahrungen weitergeben willst?

In meiner Reha in Koblenz hatte ich eine Rollstuhlfahrerin als Ansprechpartner. Sie konnte meine Fragen sehr gut beantworten. Diese Möglichkeit möchte ich heute auch anderen Frischverletzten und ihren Angehörigen zur Verfügung stellen.

  • Wie war für dich die Entwicklung, vom Anfang als du verletzt wurdest bis zu der Erkenntnis „Ich will ein Peer sein“?

In den ersten zwei Jahren nach meinem Unfall hatte ich viele Fragen. Wir mussten uns als Familie neu orientieren. Dazu kam ein Hausbau mit Planung, den üblichen Problemen und dann dem Umzug. Erst in dem neuen Haus konnte ich mich wieder ohne Hilfe und Einschränkungen bewegen. Das hat mir sehr geholfen, mit der neuen Situation gut umzugehen. Mir geht es persönlich und materiell sehr gut. Da wollte ich etwas zurückgeben. Die FGQ kannte ich schon lange und habe dann den Kontakt zur FGQ nach meinem Umzug nach Potsdam bewusst gesucht.

  • Was sind in deinen Augen die häufigsten Probleme, vor denen Betroffene stehen?

Bezahlbare Rollstuhlgerechte Wohnungen zu finden, am besten noch vor der Entlassung aus der Erst-Reha. Dieses Problem gibt es immer und immer wieder.

  • Gibt es dabei Bereiche, in denen du besonders spezialisiert bist oder kann man dich einfach alles fragen?

Durch mein eigenes Interesse und meine Firma, die Handbike-, Zuggeräte- und auch Katheterversorgung anbietet, kenne ich mich auf diesen Gebieten natürlich sehr gut aus. Durch meine eigenen Erfahrungen und diverse Schulungen kann ich auch zum ISK gut weiterhelfen. Ansonsten kann man mich alles fragen. Einiges kann ich beantworten und kann ansonsten durch unser Netzwerk an spezialisierte Peers verweisen.

  • Was begeistert Dich an der Peer-Arbeit?

Ich bin dankbar über die Möglichkeit, mein Wissen und meine Erfahrung an Frischverletzte weiter zu geben. Wir können als Peers Mut machen. Die Gespräche bereichern mich. Ich bekomme eine andere Sichtweise auf mein eigenes Leben. Auf die vielen kleinen und großen Probleme, die ich leider oft viel zu ernst nehme und wie gut es mir doch geht.

  • Hast du noch eine ganz persönliche Botschaft an unsere Leser*innen?

Ja, habe ich und diese Botschaft ist wichtig: Ein Leben im und mit dem Rollstuhl ist schön und lebenswert!

  • Vielen Dank, Jan, für diese offenen Worte!