Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf!

  • Magst du dich kurz selbst vorstellen? Wer bist du, woher kommst du und wodurch bist du verletzt worden?

Ich heiße Reiner Evers, bin 65 Jahre alt und seit 2017 Peer bei der FGQ. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, genauer gesagt aus Marl in NRW. Im Januar 1995 bin ich am Spinalkanal operiert worden, seitdem habe ich eine Querschnittlähmung in Höhe Th10.

  • Wie war für dich die Entwicklung, vom Anfang als du verletzt wurdest bis zu der Erkenntnis „Ich will ein Peer sein“?

Ich hatte das Glück, dass ich im GKH-Herdecke eine gute Erstreha hatte. Danach habe ich mich erst einmal nur auf meinen Arbeitsplatz auf der Schachtanlage Lohberg konzentriert. Irgendwann merkte ich aber, dass mir Sport und der Austausch mit anderen Betroffenen fehlen. Ab dann bin ich regelmäßig zum Kliniksport nach Herdecke gefahren, das war aber relativ umständlich. Also haben wir kurzerhand mit 12 Leuten einen Verein gegründet – die Sitting-Bulls – ich bin der Vorsitzende. So entstand eine richtig gute Gemeinschaft, mit der man Spaß haben und sich bei Problemen immer austauschen konnte. Daher weiß ich, wie wichtig es ist, einen Gesprächspartner zu haben, wenn Probleme auftauchen.

  • Wie kam es, dass du als Peer deine Erfahrungen weitergeben wolltest?

Ich bin seit ungefähr zehn Jahren Mitglied im Patientenbeirat von Hollister und als wir dort den Wegbegleiter mitentwickelt haben (von mir sind auch einige Artikel in den Magazinen) wusste ich, dass ich dabei sein will: weil ich das Projekt klasse finde.

  • Was sind in deinen Augen die häufigsten Probleme, vor denen Betroffene stehen?

Wie geht es weiter, was ist mit der Beziehung, mit der Wohnung –  wo stehe ich finanziell und was ist mit Arbeit – bekomme ich Blase und Darm in den Griff, wie läuft das mit den Hilfsmitteln, an wen muss ich mich wenden, kann ich noch Auto und in den Urlaub fahren und natürlich: wie finde ich an meinem Heimatort einen Sportverein? Und das ist ja auch nur ein Teil der Fragen, die sich am Anfang der Lähmung stellen.

  • Gibt es Bereiche, in denen du besonders spezialisiert bist oder kann man dich einfach alles fragen?

Ich denke, man kann mich alles fragen. Wenn ich nicht weiterweiß, kenne ich über die FGQ immer jemanden, der weiterhelfen kann – einen anderen Peer oder eine Arbeitsgemeinschaft zum Thema. Wenn man sieht, wie dankbar die Leute sind einen Gesprächspartner zu haben, der vielleicht selber auch schon in der Hose abgeführt hat – als Beispiel – wenn sie immer positiver werden, weil sie von einem ebenfalls Betroffenen sehen und hören können, was mit einem Rollstuhl alles möglich ist, dann weiß ich wie wichtig das ist, was ich tue.

  • Hast du noch eine ganz persönliche Botschaft an unsere Leser*innen?

Wenn ich ein Motto habe, dann immer positiv durch den Alltag zu gehen und nach dem Richtsatz zu handeln „verschenkst du ein Lächeln, bekommst du zu 99% eines zurück“ und „es gibt für jedes Problem eine Lösung, nicht aufgeben!“.

Lieber Reiner, vielen Dank für deine offenen Antworten! Wer gerne mit Reiner sprechen möchte, meldet sich beim Wegbegleiter-Team oder natürlich direkt bei der FGQ.