Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf!

Ich bin Marion und seit 3 Jahren Peer der FGQ.

Geboren bin ich in Hessen im April 1973 mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen Spalte. Ich hatte bis zum 18. Lebensjahr 16 Operationen und habe immer wieder schmerzhafte Hänseleien in der Schule erfahren. Dadurch habe ich schon als junger Erwachsener gelernt den Mut zu haben, anders zu sein und mir nicht meinen Wert von anderen Menschen bestimmen zu lassen.

Seit meinem Reitunfall im Juni 1994 bin ich auf Rädern unterwegs. Ich hatte mich auf dem Reitturnier mit meinem Pferd überschlagen und sofort schulterabwärts nichts mehr gespürt. Mir war sofort klar: „Papa, ich habe eine Querschnittlähmung – so will ich nicht leben!“ Als Leistungssportlerin in verschiedenen Sportarten war eine Querschnittlähmung ein absolutes „no go“ für mich. Zunächst.

Es liegt mir extrem am Herzen, dass ich heute Menschen, die frisch im Rollstuhl sitzen, beiseite stehe. Ich habe selbst erfahren, wie wertvoll es ist – gerade in den ersten Jahren Menschen zu haben, die selbst den Weg schon „gegangen“ sind. Ich möchte den Raum öffnen für neue Perspektiven und Möglichkeiten für ein Leben im Rollstuhl.

Die Zeit nach meinem Unfall, bewegungs- und gefühllos ab Schulter abwärts in völliger Abhängigkeit von fremden Menschen, bis heute war ein Prozess mit vielen Höhen und Tiefen. Ich habe mich nicht in eine Schublade stecken lassen und mir von außen sagen lassen, was zukünftig gehen und was nicht mehr gehen wird. Meine Familie hat mich dabei sehr unterstützt, mich aufgefangen, wenn ich in ein Loch gefallen bin. Doch letztendlich musste ich den Weg selbst „gehen“. Heute lebe ich ein sehr glückliches und erfülltes Leben. Ich bin viele Zeit mit meinem Partner im Ausland unterwegs. Mit meinem Wirken als Rednerin auf der Bühne, Autorin und Seminarveranstalterin liegt es mir am Herzen, Menschen mit und ohne Räder unter dem Hintern zu inspirieren und motivieren, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten und sich nicht von Anderen oder den eigenen Grenzen im Kopf  davon abhalten zu lassen.

Das häufigste Problem der Betroffenen ist nach meiner Erfahrung die Abhängigkeit von Anderen. Man muss nach der Entlassung aus dem Krankenhaus wieder den Platz in der Gesellschaft finden. Oft steht man vor der Entscheidung, wieder zurück ins Elternhaus zu gehen – wieder Kind zu sein oder womöglich ins Pflegeheim zu gehen. Ihre Angehörigen stehen oft genauso ohnmächtig der neuen Situation gegenüber. Alle – Betroffene wie Angehörige –  haben Sorgen und Ängste, wie das zukünftige Leben aussehen wird.

Ich bin aufgrund meines beruflichen Wirkens schwerpunktmäßig eine Ansprechperson für ein starkes und positives Mindset. Generell kann man mich alles fragen – ich schaue dann, ob ich eine kompetente Antwort geben kann. Ich bin eine gute Zuhörerin.

Mich begeistert an der Peer Arbeit, dass wir den Menschen in der Klinik und vor allem zuhause nach der Entlassung zur Seite stehen. Ich habe erfahren, dass zuhause die Karten nochmal ganz neu gemischt werden. Hilfe annehmen ist eine Stärke – nicht wie oft gedacht eine Schwäche. Es gibt Zeiten, da brauchst du mehr Hilfe, um später dann Anderen wieder helfen zu können.

 

Vielen Dank, liebe Marion, für deine offenen Worte! Meldet euch beim Wegbegleiter-Team oder bei der FGQ, um mit Marion Kontakt aufzunehmen.