Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf!

Kai Lohmeyer

Ich bin Tetraplegiker und seit 2018 Peer.

Mein Name ist Kai Lohmeyer, ich bin 52 Jahre alt, Vater von drei Kindern und lebe inzwischen alleine mit persönlicher Assistenz in Detmold, NRW. Vor acht Jahren habe ich mir bei einem Motorradunfall den Hals gebrochen und bin seitdem ab dem 3. Halswirbel querschnittgelähmt.

Gleich von Anfang an, schon auf der Station für Frischverletzte, hatte ich meine Zimmergenossen motiviert und aufgebaut. Als ich soweit war, dass ich im Rollstuhl sitzen und auf eine Reha-Station verlegt werden konnte, hatte ich das Glück, sehr hilfsbereite und erfahrene „Alte Hasen“ als Mitpatienten zu haben. In dem Zimmer wurde nicht nur gelacht, es wurde auch über und aus einem Leben gesprochen, das neben der Querschnitt-Thematik ganz normale und alltägliche Inhalte besaß. Das zeigte mir Perspektiven für meinen weiteren Lebensweg auf und motivierte mich, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.

Ohne etwas von der Arbeit als Peer zu wissen (zu der Zeit gab es keine Peers an den Kliniken), war mir bereits damals klar, dass ich später einmal etwas von dieser mir zuteil gewordenen Hilfe an andere weitergeben wollte.

Zuerst musste ich mich natürlich in meinem eigenen Leben zurechtfinden, es gab Höhen und auch einige Tiefen. Es ist ein intensiver Prozess, sich komplett neu zu orientieren und zu finden. Nachdem ich dann schon einige Tätigkeiten im sozialen Bereich aufgenommen hatte (u.a. als gesetzlicher Betreuer und in der Beratung zur Persönlichen Assistenz), bin ich auf die Peer-Beratung gestoßen und habe mich sofort damit identifizieren können. Der Kontakt zu anderen Querschnittgelähmten fühlt sich für mich einfach vertraut an. Also habe ich mich bei der FGQ als Peer beworben, die erforderlichen Schulungen absolviert und bin jetzt Peer für die Region Ostwestfalen-Lippe und Umland, sowie in das Peer-Team am Querschnittgelähmten Zentrum in Bad Wildungen integriert.

-Am häufigsten werden Fragen rund um das Thema barrierefreie Wohnen und Umbau des vorhandenen Wohnraums gestellt. Die Teilnahme am Arbeitsleben, sowie Kfz-Umrüstung sind weitere Schwerpunkte. Bei Tetraplegikern geht es auch immer wieder um Assistenz. Ganz allgemein treffe ich aber vor allem erst einmal auf eine umfassende Unsicherheit und auf Fragen zu Lebensperspektiven. Hier hilft es oft, einfach motivierend als Beispiel zu dienen, dass ein Leben mit Querschnittlähmung durchaus erfüllend sein kann.

Die Bereiche Assistenz und Motivation sind meine Hauptthemen. Man kann mich natürlich auch auf jedes andere Thema ansprechen, egal ob Gesundheit, Hilfsmittel, Beziehungen, Angehörige… Bei einem Thema, das meine Kompetenzen überschreitet, kann ich an andere, auf dieses Thema spezialisierte Peers weiterleiten. Das Netzwerk ist mittlerweile sehr gut aufgestellt.

Was mir an der Peer-Arbeit so gefällt, sind die Momente, in denen ich eine Veränderung zum Guten hin registriere. Den direkten Erfolg meiner Arbeit zu erfahren. Wenn jemand, der genauso desorientiert ist wie ich es damals war, meint, er stünde vor dem Nichts und sich dann doch aufrafft, etwas aus sich und der Ausgangssituation zu machen. Das Gefühl, etwas von der Hilfe, die ich selbst damals erhalten habe, weitergeben zu können. Schließlich weiß ich ja genau, was das bedeuten kann.

 Meine persönliche Botschaft ist: Immer den Kopf oben lassen! Wir leben alle und immer in einer wie auch immer gearteten Ausgangssituation. Es kommt letztendlich darauf an, wie wir damit umgehen. Wenn wir uns vor Augen halten, was wir nicht mehr haben und können, wird das nichts an unserer Situation ändern, zumindest nicht zum Guten hin. Wenn wir nach vorne schauen, können wir das Beste daraus machen.

Vielen Dank, lieber Kai, für deine offenen Worte! Meldet euch beim Wegbegleiter-Team oder bei der FGQ, um mit Kai Kontakt aufzunehmen.