Beratung von gleich zu gleich

Peers

Rund 140 Peers gibt es bei der FGQ, über ganz Deutschland verteilt. Alle sind erfahrene und speziell geschulte Querschnittgelähmte, die Ihnen bei vielen Fragen weiterhelfen können. Jeder hat aber natürlich seine eigenen Erfahrungen und Bereiche, in denen er oder sie sich besser auskennt. Wir haben mit ihnen gesprochen, damit Sie die Menschen dahinter kennenlernen und noch besser entscheiden können, wer zu Ihnen passen könnte. Die Peers hier ganz persönlich.

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Ich bin Henri Kupsch aus Neckargemünd und seit 2017 Peer.

Ich bin 40 Jahre alt und wohne in Neckargemünd in der Nähe von Heidelberg in Baden-Württemberg. Durch einen Kopfsprung in einen zu flachen Baggersee habe ich seit 1994 eine Querschnittlähmung im Bereich C 4/5 (Tetraplegie). Ich bin motorisch komplett und sensibel inkomplett gelähmt und auf eine 24-Stunden Assistenz und einen Elektrorollstuhl angewiesen. Meine Ausbildung als Bürokaufmann habe ich 2005 abgeschlossen und war 15 Jahre in der Personalabteilung eines Pflegedienstes in Mannheim bis April 2020 tätig.

  • Wie kam es, dass du als Peer deine Erfahrungen weitergeben willst?

Durch die fast 30 Jahre die ich jetzt im Rollstuhl sitze, sammelt man in seinem Leben in vielen Bereichen Erfahrungen, die anderen wiederum helfen können, gewisse Fehler, die man privat oder beruflich oder sowohl als auch gemacht hat, zu vermeiden. Und auch ich kann noch viel von anderen Peers lernen, die ihre Erfahrungen im Leben gemacht haben und mir sicherlich in meinen Lebensbereichen noch weiterhelfen können. Ich habe in meinen vielen Jahren weniger aus Zeitschriften oder Vorträgen erfahren, sondern den größten Teil von betroffenen Menschen, die in gleicher oder ähnlicher Situation wie ich waren. Aus diesem Grunde habe ich mich für die Peeraufgabe entschieden, um meine Erfahrungen anderen weitergeben zu können.

  • Wie war für dich die Entwicklung, vom Anfang als du verletzt wurdest bis zu der Erkenntnis „Ich will ein Peer sein“?

Ein selbstbestimmtes Leben als hoher Querschnitt zu führen, war finanziell und auch pflegerisch vor fast 30 Jahren unmöglich umzusetzen. Deshalb finde ich hat die Peer Arbeit heute einen extrem hohen Stellenwert, anderen zu zeigen welche Möglichkeit man heute im Vergleich vor 30 Jahren hatte. Ich finde aber auch, dass die Informationen gerade in Kliniken immer noch zu wenig weitergegeben werden, um einigermaßen gut auf die neue Lebenssituation vorbereitet zu sein, wenn die Entlassung nach der Reha ansteht.

  • Was sind in deinen Augen die häufigsten Probleme, vor denen Betroffene stehen?

Wie man sein eigenes selbstbestimmtes Leben ohne Familie und Freunde in den eigenen vier Wänden leben kann? Wer kann mich 24 Stunden versorgen und pflegen und wie wird dabei die Kostenfrage geregelt? Familienangehörige werden oft mit ihren Problemen alleine gelassen und fühlen sich schnell überfordert. Wer kann mich bei Anträgen unterstützen und auf welche Zuschüsse habe ich Anspruch?

  • Gibt es dabei Bereiche, in denen du besonders spezialisiert bist oder kann man dich einfach alles fragen?

Eigentlich kann man mich alles fragen, aber für den Bereich Pflege (Geld- oder Sachleistungen) würde ich schon sagen, dass ich mich da besonders gut auskenne.

  • Was begeistert Dich an der Peer-Arbeit?

Menschen mit Behinderungen Fragen so beantworten zu können, dass ich ihnen durch meine Erfahrung helfen kann, dass sie besser und unkomplizierter an ihr Ziel kommen. Betroffenen Mut zu machen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und ihnen das Gefühl geben, dass jemand an ihrer Seite ist, wenn sie Hilfe brauchen. Der regelmäßige Austausch mit anderen Peers in ganz Deutschland, welche Geschichten sie persönlich erlebt und bewältigt haben und dass man immer wieder aufs Neue dazu lernen kann, um auch anderen dieses Wissen weiterzugeben.

  • Hast du noch eine ganz persönliche Botschaft an unsere Leser*innen?

Ich finde den Wegbegleiter eine tolle Sache und unverzichtbar. Das Programm bietet Menschen die Unterstützung und Hilfe von einem Netzwerk aus Betroffenen und Experten. Es ist sehr wichtig, dass wir diese Informationen mit Betroffenen oder Angehörigen teilen, damit wir eine Unterstützung für Menschen mit Behinderung sein können.