Alles anders

Es war ein ganz normaler Freitag im März 2019. Mein Mann war schon zur Arbeit und ich wollte gerade los. Ich öffnete das Hoftor und stieg in mein Auto, als plötzlich der Chef meines Mannes an meine Autoscheibe klopfte, mit der Aufforderung, dass ich mal aussteigen sollte. Er erklärte mir, dass mein Mann einen schweren Arbeitsunfall erlitten habe und es sähe nicht gut aus. Der Rettungshubschrauber hätte ihn  schon nach Erfurt ins Klinikum geflogen. Schockstarre und dann lief alles wie in Trance ab. Kinder benachrichtigen, Geschwister und Eltern, ach so und natürlich meinen Chef per Telefon sagen, dass ich heute nicht zur Arbeit kommen kann. Ich war so voller Tränen, dass mein Chef kein Wort von dem Verstand, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Danach mit meiner Tochter und meinem Sohn ins Krankenhaus. Sehr schnelle Gesprächsbereitschaft in der Notaufnahme. Der Arzt erklärte uns, dass mein Mann im OP sei und das wir von einer Querschnittslähmung C6 ausgehen sollen. Banges Warten und dann Intensivstation in Erfurt. Für meinen Mann dann der Schock- keine Bewegung der Arme und Beine möglich, nur der Kopf war beweglich. Nach 1 Woche Verlegung ins BG Klinikum Bergmannstrost Halle. Dort Hoffen und Bangen, ob mein Mann es überhaupt schafft, Komplikation Pneumonie. Geschafft nach einer Woche und dann auf der RM 1 lange Wochen mit vielen Höhen und Tiefen. Durch die Hilfe des ganzen Teams (Schwestern, Pfleger, Ärzte , Physio- und Psychotherapie, Urotherapeut) lernte mein Mann wieder allmählich kleine Fortschritte zu machen. Es waren insgesamt 18 Monate Klinikaufenthalt und davon 1 Jahr unter erschwerten Bedingungen durch Corona. Es waren in dieser Zeit kaum Besuche möglich. Zwischenzeitlich haben wir ein neues behinderten gerechtes Wohnhaus gebaut und mein Mann und ich meistern jeden Tag ein bisschen besser. Er bekommt zuhause Physio- und  Ergotherapie 2 bis 3x wöchentlich und 1x. Vojtatherapie. Das alles hilft ihm, um einigermaßen selbstständig kleine Dinge des Alltags zu meistern. Bis heute hat mein Mann seine positive  Lebenseinstellung behalten.

von Bettina W.